Dienstag, 6. September 2011

"Mein 11. September" - fast ein Poesiealbum

Unter dem bestechenden Titel "Fischer, Schily: 'Mein 11. September!'" sendete die ARD eine Dokumentation von Stephan Lamby und Michael Wech, die laut der Programmankündigung des Senders "die dramatischen Monate deutscher Innen- und Außenpolitik" rekonstruiert.

Die Aussagen der beiden Politiker aus der damaligen Bundesregierung und weiterer Zeitzeugen aus der Politik in Deutschland und den USA bleiben jedoch durchweg dem Moment verhaftet, als sei er erst gestern geschehen. Aufwändig schildert Schily seine Paranoia, die ihn dazu brachte, das benachbarte ARD-Studio einen auf das Regierungsgebäude gerichteten Scheinwerfer ausknipsen zu lassen.

Fischer schildert behäbig, wie er in einen Raum trat, wo die ersten Bilder der brennenden Türme vor den Augen bestürzter Mitarbeiter im Fernsehen erschienen. Ein deutscher Botschafter in Washington weiß von den Trinksitten George W. Bushs und seines deutschen Gastes Bundeskanzler Gerhard Schröder zu berichten. Da sitzen Politiker von internationalem Rang vor der Kamera, aber gesprochen wird über das, was auch die meisten Privatleute an 9/11 und zu anderen Zeiten hier und da erleben.

Hier entwickelt sich vielleicht ein neues Genre der catastrophy as usual - aber wohl kaum ein schärferes Bewusstsein dafür, was 9/11 wirklich war.

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